Update 25.12.2012: today I finally made the translation. Sorry to have kept you waiting for so long!
Es ist kalt draußen - so richtig ungemütlich. Bei solchem Wetter trinke ich gerne dunkle Tees und heute fiel meine Wahl mal wieder auf meinen meist getrunken Shu Puer, nämlich den Mannong aus unserem Sortiment (Link zum Shop meines Arbeitgebers: click die Nr. 576).
Wem der Ausdruck 'Shu' nicht geläufig sein sollte: dieser absolut empfehlenswerte Guide erklärt es unter Punkt 1.4.
It is cold outside - wet, grey and unpleasant. In this type of weather, I prefer darker teas - and this time I chose the shu puer I drink most often: the Mannong found in our range (No. 576). In case you are unfamiliar with the term 'shu', you will find it here on Wikipedia.
Wenn man diesen Tee richtig zubereitet, hat er nichts von dem kompostigen Geschmack und Fischtümpel-Geruch, der bei Billig-Shu dominiert. Viel mehr schmecke ich neben einer sehr angenehm erdigen Note etwas von Walnüssen und einen ganz zarten Hauch Vanille. Dazu kommt ein Mundgefühl, das mich immer wieder begeistert: fast als wäre Milch im Tee. Ein cremiges, seidiges Gefühl - aber ohne den Geschmack von Milch (der mir auch nicht zusagen würde).
If you add a bit of TLC (tender loving care) to the brew, there will be no trace of compost or fish pond I loathe so much in cheaper shu. Rather I find (next to the earthy character - this is shu after all) the taste of walnuts and even hints of vanilla. But the best is the Mannong's mouthfeel - a creamy and silken texture, as if there was milk in it (but without the taste of milk which I don't like in tea).
Soweit die Kurzfassung. Als ich neulich anfing, diesen Beitrag zu verfassen, hatte ich einen ganz anderen Ansatz, der viiiel länger ausfällt. Wer reichlich Zeit hat (und eine ausreichende Portion leckeren Tee zur Begleitung) - bitte sehr, hier die Langfassung:
That was the short version. When I started writing this post a while ago, I followed another approach that led to a much looonger text. If you have time to spare and a good supply of hot tea - continue at your own risk with the long version:
Wenn man sich meine Themen so ansieht, erkennt man einen deutlich Schwerpunkt beim Puer. Weil ich mich da so gut auskenne? Von wegen! Vielmehr ist es für mich die neueste Entdeckung in der weiten Teewelt, die daher viel Aufmerksamkeit von mir bekommt.
Looking at the topics of this little blog, you will find them mostly in the field of puer tea. Because I am so knowledgeable in it? On the contrary! As it is to me the newest discovery in the world of tea, it just gets most of my attention at the time being.
Jahrelang mochte ich keinen Puer. Nein, das wäre eine Untertreibung - ich habe Puer verabscheut. Wenn ich gefragt wurde, welchen Tee man mir anbieten könne, war meine Antwort: "Alles Klassische - aber bloß keinen Puer!". Schließlich ist das doch dieses komische Zeug, für das guter Grüntee kompostiert wird.
For years I didn't like puer tea. No, that would be too little to express my feelings I had - I utterly destested it! Whenever I was offered tea and asked for my preferences, I always replied: "Any unflavored tea - but no puer!". Afer all, that's the weird stuff made by composting green tea, right?
Tja, über Jahre (Jahrzehnte) kannte ich nur Shu Puer - die Variante des Puer, für welche Teeblätter befeuchtet werden und dann zu Haufen aufgeschichtet eine mikrobielle Fermentation durchlaufen. Dieses Verfahren namens 'wodui' 渥堆 hat tatsächlich Ähnlichkeit mit Kompostierung. Wenn man es nett beschreiben will, kann man auf den Duft von Waldboden verweisen (indem auch grundsätzlich Laub kompostiert).
Well, for years (decades) I only new shu puer - the type of puer for which the dried leaves are sprinkled with water and heaped to piles so bacteria and funghi can ferment the tea. This process called 'wodui' 渥堆 really resembles composting. To use nice words, the smell of shu puer resembles forest ground (which is a romantic place for leaves to rot).
Aber nun trinke ich einen Shu aus Mannong (bei uns im Sortiment als Bio-Tee erhältlich) und genieße diesen Tee. Was ist mit mir passiert?
But here I am, now drinking this shu from Mannong - enjoying it. What has happened?
Als ich im letzten Jahr gezielt nach weiteren Infos über meine geliebten Oolongtees suchte, stieß ich auf Tea Masters Blog, The Half-Dipper und A Tea Addict's Journal - unheimlich informative Blogs, deren Schreibstile mich auch enorm ansprechen. So habe ich dann auch die Beiträge über Puer gelesen und so langsam Interesse an dem Thema entwickelt. Ich las von Sheng, der Vielzahl ganz unterschiedlicher Teeberge und der spannenden Frage der natürlichen Reifung. Meine Neugierde war geweckt! Aber weil wir keinen Sheng in unserem Sortiment haben, konnte ich meine Neugierde nicht direkt befriedigen.
When last year I intensified my search for in depth information on my beloved oolong teas, I stumbled upon Tea Masters Blog, The Half Dipper and A Tea Addict's Journal - rich hoards of knowledge, written in truly appealing style. So I even read the posts on puer, as I could not get enough of those blogs. Thus I had a first glimpse at this wide field of sheng teas to be discovered - all those different tea mountains and the intriguing intricacies of natural ageing and maturation. I was hooked! But as we have no sheng in our range of products, I could not get immadiately started.
Kurz zuvor war der Mannong neu in unsere Läden gekommen und ein Kollege sprach mich darauf an, ob ich nicht Interesse an Puer habe. Na ja, es fing ja gerade erst an - aber ihn beschäftigte das Thema sehr. Er hatte Besuch von einem Freund aus Russland, welcher dort wohl voll in der Puer-Szene steckte und meinen Kollegen etwas angesteckt hat. Also haben wir zusammen in der Teeküche unserer Büros mit den beiden Shu aus unserem Sortiment experimentiert.
Shortly before the above happened, the Mannong was introduced to our range - and a colleague asked me if I was interested in puer. Well - it had just started to intrigue me, but we was diving in deeply. A friend of his from Russia (where that gentleman seems to be intimately involved in the puer scene) had infected him with accute pu-craving. So my colleague and I started doing enthusiastic experiments in the kitchen at our offices with the little puer-supply at hand: just two varieties of shu.
Beim Mannong hatten wir dann irgendwann den Dreh raus: entweder im Gaiwan als klassischer Gongfucha ... oder:
10g Tee mit kaltem Wasser spülen
dann mit kochendem Wasser spülen
dann mit 1,5l kochendem Wasser aufgießen
5 Minuten auf einem Stövchen(!) ziehen lassen
durch ein Sieb in eine andere Kanne abgießen
With the Mannong we found the magic formula: either classical gongfucha in a gaiwan ... or:
10g tea leaves rinsed with cold water
then rinsed with boiling water
then infused with 1.5 litres of boiling water
allow to infuse for 5 minutes on a warmer(!)
strain into another pot
Ein Pott der Büro-Version zuhause auf dem Couchtisch A mug of the office-type brew in my living room |
In der Glaskanne sieht das Ergebnis aus wie richtig starker Kaffee ... so kann man die Kollegen schocken, wenn man das auf dem Schreibtisch stehen hat - in einem Unternehmen des Teehandels!
Sounds to be a lot of bother for an office tea, but prepared like this (with TLC), the tea's creaminess and walnut flavor are most pronounced.
In a glass tea pot the brew looks like really strong coffee ... great to dumbfound my colleagues, when they see it at my desk - in a tea trading company!
Wie kommt man auf so eine Zubereitungsmethode?
AntwortenLöschenHallo Luke,
AntwortenLöschendie Inspiration kam von Mongolen, die Puer oder ähnlichen Heicha relativ schwach dosieren, dafür aber mit dem Wasser aufkochen. Unsere Annäherung ans Aufkochen ist das Ziehen auf dem Stövchen. Aber die Hauptsache war: Trial&Error :-/