22.01.2013

Haiwan Jiaxi 2007

Dear English speaking readers: sorry, this entry will be in German only. Might make up for the last post which was only in English.

Heute hatte ich zum ersten Mal seit langer Zeit einen Tuocha, nämlich den im Titel schon geannten Jiaxi aus dem Hause Haiwan von 2007. Auf dem Forum www.teetalk.de hat uns Chris von Chenshi-Chinatee mitbestimmen lassen, welche neuen Puer er in sein Sortiment aufnimmt. Dazu gehört auch dieser Tuocha: Link zum Produkt im Shop mit schönen Bildern.

Von meiner ca. 20g-Probe habe ich genau 5g abgetrennt, um dieses Nugget im 100ml Gaiwan zu brühen. Ich war erstaunt, dass ich das Tuo-Stück mit einem Bambusspieß zerteilen konnte - ich hätte mit einer betonfesten Pressung gerechnet.
Links: für diese Session -  rechts: erschreckend geringer Rest


Weil es schon spät ist hier mal einfach hereinkopiert meine Verkostungsnotizen, wie ich sie während der Session festgehalten habe:


Trockenes Blatt:
Im gar nicht mal so megafest gepressten Tuo dunkelgrün-bräunliche Blätter. Ein paar Stängel, ein paar Tips und scheinbar keine besonders großen Blätter.
Duft im vorgewärmten Gaiwan wie … Erdbeermarmelade? Nur ganz flüchtig, danach intensiver Duft nach TEE, etwa Salz und würzige Landwirtschaft. Und wie ein Nachduft (analog zum Nachgeschmack) doch noch etwas Erdbeermarmelade.

Infusion nach Spülgang:
Noch immer sehr dicht gepresstes Nugget – dunkelgrüne bis bräunliche Blätter, fast wie eine Mischung aus Gyokuro und Herbstlaub. Im Duft noch stärker ausgeprägt: hier scheint jemand Erdbeermarmelade zu kochen.

1. Aufguss:
Noch sehr dünn und blass – das Nugget muss sich noch mehr öffnen. Geschmack – Chris, warum jubelst Du uns aromatisierten Tee unter?! Seit wann wird Erdbeertee mit Zuckersirup zusammen zu Tuocha gepresst? Nur Quatsch, der Tee ist ganz pur, aber die Süße und Fruchtigkeit ist verblüffend. Oft wird bei Sheng von Huigan gesprochen – dem Effekt wenn die anfängliche Bitterkeit nach dem Schlucken in Süße umschlägt … aber dieser Tee spart sich die Bitterkeit und ist gleich von Beginn an süß und fruchtig. Da ist im Hintergrund etwas von Salz und Heu (Silage) – das lässt mich nicht daran zweifeln, dass ich hier einen Sheng trinke.


2. Aufguss:
Fruchtigkeit tritt etwas zurück – der Tee wird etwas weniger mädchenhaft. Nun zeigt sich ein vollerer Körper und etwas mehr Würze, aber noch überwiegt die Süße.

3. Aufguss:
Doch wieder mehr Erdbeere? Liegt wohl an Varianzen in meiner Zubereitung, ob sie stärker oder schwächer erscheint.

Dann langsam weniger Frucht, mehr Würze und etwas frisch-herbe Krautigkeit.

6. Aufguss:
Dunkler in der Tasse, dünnes Orange. Geschmacklich könnte ich ihn jetzt auch für einen etwas älteren Lao Tongzhi 9948 halten.
Nach dem Schlucken langes Nachkribbeln und beständiger Nachgeschmack.
Kennt Ihr meine Streichholzzählung noch? Stimmt, 6.Aufguss

7. Aufguss:
Und wenn man den krautigen und herbfrischen Tee gerade schluckt, dann kommt ganz hinten an den Seiten der Zunge doch nochmal ein bisschen Erdbeere hervor. Ein erfreulich verblüffender Tee!


10. Aufguss:
Jetzt mal wirklich keine Spur von Frucht. Aber anregend frischer Salbeigeschmack und sehr aktives Mundgefühl. Mein Gushu-Detektor springt an – die Nase wird offener und weiter. Der Effekt tritt ungewohnt spät auf, ist das jetzt ein Fehlalarm oder sind nur ganz wenige Blätter von alten Bäumen in der Mischung?

Hier der 12. Aufguss - enorm wie es immer dunkler wird in der Tasse!


14. Aufguss:
So langsam lässt der Tee nach und entwickelt sich Richtung "süßes Wasser" ... aber noch lässt die Salbeinote nicht locker und steuert beharrlich noch etwas Herbe bei.

15. Aufguss:
Auch nach langer Ziehzeit kommt nicht mehr viel Charakter heraus. Vermutlich könnte ich noch ein paar Aufgüsse der Durstlöscher-Art machen. Aber es ist spät und ich mache jetzt Schluss.
Skeptiker überlegen jetzt, ob ich nach dem 15.Aufguss Schluss gemacht habe, weil meine Streichhölzer nicht mehr hergaben.

Fazit:
Was für eine freudige Überraschung! Ich hatte aus den diversen Blogs den Eindruck gewonnen, dass Tuo nicht in der Spitzen-Liga spielen wie Bing. Aber dieser Tuocha ist wunderbar vielschichtig. Wenn man einen Tee mit mächtig Kawumm trinken möchte, würde ich diesen nicht empfehlen. Aber wenn man (wie ich vorher) nicht weiß, wie fruchtig Sheng sein kann, ist dieser Erdbeermarmeladen-Tee mit Salbei-Abschluss eine Offenbarung.
Das stärkste Indiz für mein Empfinden der Qualität: ich bin jetzt schon traurig, dass ich nur noch für 2 Sessions Tee vom Haiwan Jiaxi übrig habe.

Blätter recht zerstückelt, aber erfreulich wenig adstringierend


Wie sehen Eure Erfahrungen mit Tuocha aus?

1 Kommentar:

  1. Erdbeermarmelade??? Waren es nicht die Russen, die Marmelade in den Tee tun? Hast Du russische Eltern?
    (Doofer) Scherz beiseite: Ich bin ja gespannt, ob ich die Erdbeere auch herausschmecke. Bisher kannte ich Erdbeere nur in Verbindung von thailändischen Oolong. Da aber auch nur im Duft der Blätter.

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