16.08.2013

Haixintang Ziyu Jinzun 2005

Haixintang ist der Hersteller dieses Sheng Puer aus dem Jahre 2005. "Jinzun" heißt wohl sowas wie "Goldene Statue", aber das ist mir egal, denn hier geht es jetzt um "Ziyu"
紫玉 "Purple Jade". "Purple" als "purpur" zu übersetzen ist ja ganz okay ... aber im Japanischen wird 紫 "murasaki" gelesen und bedeutet "Lila". Eine Farbe, die ich annähernd so stark aus meinem Leben zu verbannen trachte wie Pink oder Rosa - von solchen Girly-Farben bekomme ich die Krätze. Warum bereite ich mir Tee zu, der solch ein Reizwort enthält?

Haixintang is the producer of this Sheng Puer from 2005. "Jinzun" seems to translate to "golden statue" or some such, but that's without consequence for today's ramblings. This will be about the "Ziyu" 紫玉 "Purple Jade". "Purple"can come in many different hues - one of them is violet (in Japanese 紫 "murasaki" is definitely violet) - a colour which I try to keep out of my life like pink or other such girly colours. Why am I drinking a tea which is named after a colour I detest?





Nun, zum einen kommt der Tee von Chris (Chenshi China Tee, Link zum Produkt) - er ist nicht nur ein Teefreund, sondern auch Deutschlands Sheng-Dealer meines Vetrauens. Zum anderen hat es mich neugierig gemacht mal einen "Purple Tea" zu probieren. 

Well, first reason for me: this tea is sold by Chris (Chenshi China Tee, link to product) - he is not only a tea friend, but also the sheng dealer I trust most in Germany. The second reason was my curiosity to try something as strange as a "purple tea".




Einige Händler haben zwischen Ihren Sheng auch Ziya, Zicha, "Purple Bud" oder wie sie alle heißen. Die namensgebende Färbung kommt von Anthocyanen (Erklärung auf Wikipedia) - einem Pflanzenfarbstoff, der zum Beispiel als Reaktion auf Stress entsteht. Bei Teepflanzen kann dies als spontane Reaktion auf Stressbedingungen wie übermäßige UV-Einstrahlung entstehen. Es gibt aber auch Teepflanzen, die extra darauf gezüchtet wurden, in jungen Trieben viel Anthocyan zu produzieren. Ein aktuelles Beispiel für solch eine Züchtung ist z.B. hier für Kenia beschrieben. Aber mich interessiert hier ja Tee aus Yunnan, also gebe ich auch noch diesen Link zu www.puerh.fr, auch wenn die maschinelle Übersetzung ins Englische befremdlich wirkt (wenn auch für mich immer noch verständlicher als das französische Original).

Some tea vendors include in their range of sheng also teas called ziya, zicha, "purple bud" or whatever they happen to call it. The eponymous purple colour is caused by anthocyanin (found here on wikipedia) - a flavonoid and pigment which is formed in plants as a reaction to stress. In tea plants anthocyanins can be found as a reaction to ultraviolet light - the plant tissue turning purple to act as its own sunscreen. Some hybrids of tea plants have been cultivated with the purpose of producing abundant anthocyanins in their young leaves. A recent example for such a cultivar in Kenya is described here. But as I guess my readers might have a higher affinity for Yunnan teas, I would like to share a link to www.puerh.fr. If you are fluent in French, please read the original version on puerh.fr - the machine translation found in the given link is almost more confusing than informative. 

Wenn man die ganzen verlinkten Artikel durchliest, findet man hauptsächlich Hinweise auf (vermutete) gesundheitliche Vorteile der Anthocyane. Aber mir geht es bei Tee ja nicht um Medizin, sondern um Genuss. Wie gefällt mir also dieser Tee?
Im folgenden meine Notizen von einer typischen Session mit diesem Tee, zubereitet in einem Zisha-Kännchen (das Sheng Puer Tees abmildert).

Upon reading the articles I have linked to, the main message is about health benefits attributed to anthocyanins. But to me tea drinking is not about medicine - the pleasure it gives me is what drives my tea drinking. So - how did I enjoy this tea?
The following will be my tasting notes from a typical session with this tea, brewed in a zisha teapot (which slightly mellows all sheng puer). 


Trockenes Blatt: bräunliche, nur noch gelegentlich grünlich schimmernde Blätter. Viele Stängel, keine durch Flaumhaare erkennbaren Blattknospen. Im Duft richtig süß! Irgendwie wirken die Blätter "reif" - aber ohne Lagerungscharakteristika.

Dry leaves: brownish leaves with barely a greenish hint. Many stalks, no discernable buds/tips, as I can not find the telltale downy hair usually abundant on them. The fragrance is truly sweet. Somehow the leaves radiate a maturity - but now signs of storage.

Feuchte Blätter nach dem Spülgang: Duft betörend süß, leicht fruchtig und auch etwas würzig. Fast wie gegrillte Paprika - ein Merkmal, dass ich primär mit Wuliangshan in Verbindung bringe. Ob der Tee von dort kommt?

Wet leaves upon rinsing: fragrance is dazzling sweet, a bit fruity and slightly spicy. Almost like grilled bell peppers - an trait I feel is characteristic of Wuliangshan. Might this tea be harvested there?


Erster Aufguss: Erstaunlich dunkel. Im Geschmack wie zu heißer Gunpowder Tee. Herbe und adstringierend, dahinter ganz etwas Fruchtsäure, aber keine Süße.
Dritter Aufguss: Harmonisch: Weder Adstringenz noch Säure stechen hervor. Kann den Tee jetzt nicht präziser bezeichnen denn als "Wohlfühltee".
Sechster Aufguss: versehentlich zu lange gezogen. Trotzdem ist die Adstringenz nicht übermächtig. Ein mundfüllender, harmonischer Tee. Verblüffend das Nachgefühl im Mund: wie nach dem Essen einer Grapefruit. Komisch, wie dieser anregende Eindruck nach dem sehr harmonisch-beruhigenden Geschmack kommt.
Elfter Aufguss: immernoch harmonisch.
Schlussbetrachtung der Blätter: einige sehr große Blätter, aber auch einiges an Bruch.

First infusion: surprisingly dark. Tastes somehow of boiled Gunpowder (i.e. the basic Chinese green tea when it has been brewed with too hot water). Acerbic and astringent up front, some fruity sourness in the background - but no sweetness.
Third infusion: harmonic: neither astringency nor sourness dominate the taste. Don't know hoe to describe it any better than "comfy tea".
Sixth infusion: by mistake I let it steep too long. Yet the astringency is not overpowering. What amazed me was the sensation in my mouth after swallowing: slightly tickling just as the aftermath of eating a grapefruit. Funny how this lively feeling kicked in after the harmonic-comfy taste.
Eleventh infusion: still harmonic.
Spent leaves: quite large but also with some broken bits.




Also, was mache ich nun aus dem Tee? Die anfängliche Herbe und Bitterkeit mag von den Anthocyanen herrühren - einen ähnlichen Eindruck vermittelt mir aber auch Tee vom Bulangshan. Wer weiß, wie lebhaft dieser Tee in jungen Jahren gewesen sein mag? Nun dominierte das Ausgeglichene. Dadurch gefiel mir dieser Tee sehr gut - aber ich möchte nicht von diesem speziellen Tee darauf schließen, dass ich Purpurtee sammeln sollte und meine Lila-Phobie überwinde.

So, what is my conclusion? The initial acerbity and astringency might be caused by the purple anthocyanins - but a similar impression is something I deem typical of Bulangshan teas. Who knows how lively this tea might have been in its youth? Now the harmonic feeling dominates my experience of this tea. This made the tea quite enjoyable to me - but I don't see myself concluding from this specific tea that all purple teas should be collected. 

Was sind Eure Erfahrungen mit diesem odern anderen Purpurtees?
What are your experiences with this or other purple teas?




4 Kommentare:

  1. Ich habe Dich schon begeisteter über einen Tee schreiben sehen. Ich habe wohl verpasst, dass Chris wieder neue Pu Erh hat, aber ich gehe gerade sowieso durch ein kleines Pu Erh-Tief. Meine Erfahrungen mit einem Purpur-Pu Erh habe ich ja hier schon kundgetan: http://blog.teekeramik.com/2012/12/mein-personlicher-weihnachtstee-lila-pu.html

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  2. dann hoffe ich doch, dass dir der douji mehr mundet :)

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  3. Hallo zusammen, ich hatte mal einen brick "Purple-Bud of Dehong". War damals mein Einstieg in junge sheng/pu´erh... Sehr milder und süßer Tee, fast schon wie nach Kandis.
    Hängt wohl von der Region ab, wie sich das purple-Aroma entwickelt...

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  4. Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Der Tee ist wirklich gut, schön harmonisch. Die extreme Süße, die der Duft vermuten lässt, hat er zwar nicht - aber der ausgeglichene Geschmack und Körper mit dem prickelnd-lebendigem Nachhall ist sehr gefällig. Ich habe mein Sechstel des Bings inzwischen komplett geleert. Es gibt viele andere Sheng, die bei mir nicht so schnell weggehen.

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