Auch wenn das neue Jahr schon begonnen hat hier noch ein Rückblick auf eins meiner Highlights des letzten Jahres:
Heute werde ich einen Tee beschreiben, den ich schon im September gekauft habe. Ein (in meinen Augen) wahrlich famoser Tee aus einer Quelle, die ich nun auch oben rechts im Blog-Menü eingefügt habe.
Im September habe ich Herrn Thamm in seinem Chadao in Neu-Isenburg besucht und wunderbar mit ihm gefachsimpelt sowie herrlichen Tee genossen. Wenn es einen in die Frankfurter Region verschlägt, sollte man auf alle Fälle einen Besuch bei Herrn Thamm im Chadao einplanen! Es gibt in seinen Räumen mehr zu bestaunen als in manchen Tee-Museen, einen herrlichen Teetisch für ausgiebige Verkostungen und die Möglichkeit, sich über alles rund um die chinesische Teekultur auszutauschen. Übrigens ist Herr Thamm durchaus bereit, sich von einigen seiner Schätze gegen erfreulich bodenständige Preise zu trennen.
Tee, Bambustablett und Teemesser vom Chadao |
Hier der Glaspitcher vom Chadao |
Eigentlich wollte ich dort nur Zubehör kaufen. Aber dann haben wir so schön zusammengesessen und dabei auch diesen Yiwu-Ziegel von 1992 genossen ... da wurde ich natürlich schwach und habe zugeschlagen.
Trockenes Blatt: tief dunkelbraune, große Blätter. Keine goldenen Knospen, aber einige rustikal wirkende Stängel. An der Oberfläche sehr große Blätter, aber auch darunter sehr anständige Blattqualität - etliche Stufen über den Kleinkrümeln, für die Ziegel oft verschrien sind. Im Vorgewärmten Kännchen duften die Blätter nach ... ? ... alten Büchern ... ? ... ganz leicht nach antiken Möbeln ... ? ... und ganz deutlich nach geröstetem Getreide, Roggen!
Nach dem Spülen durften die Blätter zusätzlich nach Spinat und ein ganz winziges bisschen nach Keller. Aber sollte der Zeigel jemals in seinen 22 Jahren feuchte Lagerung erlebt haben, war das nur kurz und lange her.
Weil der Zeigel so sauber und sorgfältig verarbeitet ist, belasse ich es trotz seines Alters bei einer einzigen Spülung. Der erste Aufguss füllt meine Tasse mit einem satten Mittelbraun und duftet zart karamellig. Dahinter findet meine Nase die antik möblierte Bibliothek, den Spinat und Roggenbrötchen - aber der verblüffende erste Eindruck ist der von Karamell. Beim ersten Schluck muss ich nicht lange überlegen - heute habe ich den Tee tatsächlich überdosiert (das Gefühl beschlich mich schon beim Füllen der Kanne). Besser zu stark als zu schwach: einen überdosierten Tee kann ich mit Wasser verdünnen. Anders herum wäre ich aufgeschmissen.
Im verdünnten Zustand schmecke ich auch Details: Spinat, Roggenbrötchen und leichte Süße. Dazu ein Mundgefühl, welches zum Star in der Tasse wird: seidig, geschmeidig, fast ölig. Dieses Gefühl klingt auch länger nach als der Nachgeschmack. Mit der Zeit entsteht unter dem sanften, weichen, zarten Ölfim ein Kribbeln, welches wächst und wächst. Plötzlich ist der besänftigende, milde Eindruck des Tees umgekrempelt in ein vitalisierendes Gefühl. Nicht nur im Mund, auch in der Brust spüre ich ein Pulsieren. Wer sich seinen Tee rein naturwissenschaftlich erklären mag, wird wohl auf einen hohen Koffeingehalt tippen. Ich möchte nicht erklären, ich genieße einfach.
In späteren Aufgüssen wird die Süße deutlicher, nun wie dunkler Karamell. Dabei bleibt aber dieser herrliche Geschmack von Rahmspinat. Gleichzeitig spüre ich den balsamigen Ölfilm und das perlende Prickeln im Mund - sowie die entspannte Exaltiertheit.
Ganz langsam klingt der Tee aus, wird blasser und leiser.
Wirklich ein erfreulicher Tee! Damit wünsche ich doch gerne Herrn Thamm vom Chadao und allen Lesern viele gute Teestunden in 2015.
Moin Gero und auch Dir ein frohes neues Jahr! Meine letzten Pu Erh-Proben waren leider wieder ein Reinfall. Vielleicht freue ich mich deswegen umso mehr auf die Teezui, da werde ich hoffentlich einen guten Überblick bekommen und besser verstehen, weswegen mir viele Pu Erh nicht so wirklich gefallen. Aber ich gebe nicht auf!
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